Dass Notgeld die kuriosesten Formen annehmen konnte, ist wohl jedem Sammler klar. Es konnten alte Dokumente wie Bezugsmarken wiederverwendet oder überdruckt werden, oder man wich auf andere Materialien wie Holz, Porzellan oder Stoff aus. Eine weitere exotische Form von Notgeld stammt aus der Gemeinde Steyregg in Oberösterreich. Hier wurden Sätze doppeldeutscher Spielkarten – lokal auch Schnapskarten genannt – an der Rückseite zu Notgeldscheinen umfunktioniert. Die Rückseiten zieren dabei vier verschiedene Holz- oder Linolschnitte, die dann jeweils für zwei Nominale von 10, 20, 30, 40, 50, 60, 80 und 90 Heller verwendet wurden. Mit verschiedenen Kombinationen von Farbe und Nominalstufe benötigten Sammler dann nicht nur einen Satz von 32 Karten, sondern mehrere Sätze, sofern man „jede“ Kombination besitzen wollte.
Es wird allerdings ausgeschlossen, dass es sich hierbei um offizielle Ausgaben handelte. Wahrscheinlich stammte diese Serie von außerhalb der Gemeinde, wo sich jemand den Namen der Gemeinde zunutze machte und auch einen Stempel fälschte. Durch Unachtsamkeit oder Unwissenheit wird der Bürgermeister allerdings mit einem falschen Namen Lehmeyer genannt, anstatt richtig Lehermayr.
Bild: © Heimatverein Steyregg.