Da viele Provinzen des römischen Reiches griechisch-sprachig waren, ist es nicht verwunderlich, dass deren Münzprägung in vielen Fällen auch mit einer griechischen Legende versehen wurden. In manchen Fällen gibt es allerdings auch Prägungen, die bilinguale Legenden tragen, also lateinische und griechische Bestandteile. Diesem Phänomen widmet sich Bernhard Woytek am Beispiel Trajans, da hierfür eine besonders gute Materialgrundlage existierte. Dabei teilt er die bilingualen Prägungen in mehrere Gruppen ihrer Charakteristika ein. Etwa in Kreta oder Philippopolis wurden Drachmen geprägt mit einer lateinischen Averslegende, welche Titulatur des Kaisers nennt, und einem griechischen Revers mit dem Städtenamen. In anderen Fällen, wie den Prägungen aus Antiochia mit der griechischen Titulatur auf dem Avers und dem SC auf dem Revers, ist nicht von einer bewussten Zweisprachigkeit auszugehen, da das SC hier wohl weniger als Text gesehen wurde, sondern mehr als Sigle.
Bernhard Woytek, Die bilinguen Münzen Traians. Eine Fallstudie zu numismatischen Erscheinungsformen des Bilingualismus im römischen Reich. In: Chiron 41 (2011) 417–460.
Abb.: Classical Numismatic Group, Inc., Electronic Auction 475 (2020), Los 42. (Zuschlag: 550$)