Autor: Mag. Herfried E. Wagner
„Ungarische Wiener“ oder „Wienerische Ungarn“?
Die ungarischen Beischläge der Wiener Pfennige Ende des 19. Jahrhunderts begannen Numismatiker, sich systematisch mit dem mittelalterlichen Münzwesen von Österreich und Ungarn zu beschäftigen1. Arnold Luschin von Ebengreuth konnte mit Hilfe der Münzlegenden – ERIACENSIS, SANDE VITH, WIN / AVSTRIA, DE GREIZ usw. – die Herkunft der österreichischen Prägungen bestimmen (Friesach, St. Veit, Wien, Graz usw.) und mit Hilfe der Herrschernamen – ALBERTVS EP, DVX BERNARDVS, OTHACHER, RVDOLF usw. – ihre zeitliche Einordnung vornehmen. In Ungarn untersuchten Béla Pósta und Bálint Hóman das mittelalterliche Münzwesen. Aufgrund von Münzfunden stellten sie fest, daß in diesem Lande lange Zeit verschiedene Münzsorten nebeneinander in Gebrauch waren.
Zunächst waren es Pfennige mehrerer Kärntner Münzstätten aus der Zeit seit 1170. Sie wurden nach dem Herkunftsort der meisten dieser Prägungen Friesacher genannt und man findet sie zu Hunderten in ungarischen Funden. Viele sind am Rand ein wenig, einige sehr stark beschnitten (Abb. 2-3). Doch nach mehreren Jahrzehnten ging der Anteil der Kärntner Pfennige im ungarischen Geldverkehr zurück und ab 1250 kamen sie dort kaum mehr vor. Grund für den Rückgang des grenzüberschreitenden Handels waren einerseits die allmähliche Erschöpfung der Kärntner Silberbergwerke, andrerseits die wirtschaftliche Schwäche Ungarns nach dem Mongolensturm von 1241, in dem mehr als die Hälfte der ungarischen Bevölkerung ums Leben gekommen sein soll.
„Ungarische Wiener“ oder „Wienerische Ungarn“?…