Autor: Helmut Caspar
Silbernes Rad auf rotem Grund
Das Besondere an der Geschichte von Erfurt war die Zugehörigkeit der Stadt zum weit entfernten Erzbistum Mainz. Die enge, aber nicht konfliktfreie Verbindung zwischen beiden Territorien kommt im Erfurter Stadtwappen durch das silberne Rad auf rotem Grund zum Ausdruck. Zwar ist der Heilige Martin als Patron von Mainz auf dem ältesten Stadtsiegel von Erfurt abgebildet, doch erscheint das Rad mit sechs Speichen auch auf Erfurter Münzen und Siegeln, auf Grab- und Gedenksteinen sowie in Druckwerken und an anderen Orten. Zum erstenmal wurde die heutige Landeshauptstadt des Freistaats Thüringen anno 742 im Zusammenhang mit der Errichtung des Bistums Erfurt urkundlich erwähnt. Im Mittelalter besaß sie ein hohes Maß an Autonomie, was sich erst durch die gewaltsame Unterwerfung durch das Kurfürsten- und Erzbistum Mainz im Jahr 1664 änderte.
Vorangegangen war im Dreißigjährigen Krieg die Jahre der Besetzung durch schwedische Truppen. Weithin berühmt war und ist die Erfurter Universität, die 1392 eröffnet, 1816 geschlossen und 1994 neu gegründet wurde. Einer ihrer bekanntesten Studenten war der Kirchenreformator Martin Luther, der in Erfurt zum Priester geweiht wurde, später auf der Wartburg bei Eisenach die Bibel ins Deutsche übersetzte und immer wieder in der Domstadt zu Gast war. Ein großer Teil der Einwohnerschaft bestand aus Professoren und Studenten, und sie haben das kulturelle und geistige Klima der Universitätsstadt stark geprägt.
Silbernes Rad auf rotem Grund…