Autor: Dr. Wendelin Kellner
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 2)
Um irreguläre Münzen richtig einordnen zu können, ist es gut, erst einen Blick auf die regulären Münzen ihrer Umgebung zu werfen. So möchte ich vor den Münzen des Jahres 38 erst eine der letzten Münzen Caesars vorstellen (Abb. 1 aus Sammlung Häberlin 2840). Sie sieht irregulär aus, ist aber nur deshalb so „unordentlich“, weil sie Teil einer „unerhört ausgedehnten Massenprägung“ des Jahres 44 v. Chr. ist, „die in der ersten Märzhälfte für die Geldversorgung der für den Partherfeldzug konzentrierten Expeditionsarmee stattfand“ (A. Alföldi, Schweizerische Numismatische Rundschau 47, 1968, 51). Die Münzen mit der Umschrift CAESAR – DICT·PERPETVO sind „almost without exception very carelessly executed“ (Crawford, RRC I p. 492). Tatsächlich ist sie regulär unter Aufsicht des Triumvir monetalis P. SEPVLLIVS – MACER geprägt.
Die Tatsache, dass sie das Portrait Caesars trägt, macht sie allerdings streng genommen illegal. C. Julius Caesar konnte sich zwar „Diktator auf Lebenszeit“ nennen, damit hatte er aber noch nicht das Recht sein Bild auf Münzen zu setzen. Das war ein Recht für Könige. Selbst wenn die Mehrheit des damaligen Senats ihm solche eine Ehrung zugestanden hat, ging Caesar mit solch einer Prägung wieder einen Schritt auf das Königtum zu – und das war für die „republikanische“ Opposition todeswürdig. Der Denar mit der Rückseite der Venus Victrix in Amazonentracht mit Victoriola, Schild und Zepter zeigt die Büste Caesars mit dem Schleier, der Ritualtracht des Pontifex Maximus, und unter dem Schleier einem Kranz. Es ist das sehr realistische Portrait eines alten Mannes mit eingefallenen Wangen und faltigem Hals. Unter dem Kinn und am Hinterkopf sind Stempelfehler, um derentwillen man offenbar auf die weitere Verwendung des Stempels verzichtet hat.
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