Autor: Dr. Wendelin Kellner
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 19)
Wie in der Dezembernummer angekündigt, möchte ich hier noch weitere irreguläre Vict(oriae)-laetae-Prägungen publizieren. Die Menge von Stücken die in den letzten Jahren auf dem Markt waren, spricht dafür, dass es im Donauraum über längere Zeit ein von der Zentrale unabhängiges Geldsystem gegeben hat. Solche Stücke sind nach den Fundnachweisen bei Andreas Alföldi in Numizmatikai Közlöny 25, Budapest 1926, S. 41-46 von Carnuntum bis zum Schwarzen Meer umgelaufen. Nicht alles, was fehlerhaft ist, muss allerdings zu diesen „donauländischen Imitationen“ gehören. Bei dem hier abgebildeten Stück Abb. 1, das leichte Silberspuren aufweist. fehlt das Offfi zinszeichen. Der Abschnitt des Revers hat nur SIS. Im Standardwerk Roman Imperial Coinage (RIC VII) wird p. 432, N.B. (3) ein ähnliches Stück unter den „irregular coins“ aufgeführt. „offi zina letter omitted not just worn“. Der Avers stammt eindeutig von einem Graveur der auch sonst reguläre Stempel geschnitten hat. Man sieht IMP CONSTANTINVS AVG, gepanzerte Büste mit Helm nach rechts.
Der Kranz am Helm hat nur ein Band, was aber in Siscia nicht selten ist. Revers: VICTOR[IAE] LAETAE PRINC PERP, 2 Viktorien halten Kranz mit VOT/P R über mit X verziertem Altar. Der Reversstempel könnte in einer Werkstätte hergestellt worden sein, die für mehrere Offi zinen arbeitete; deren Buchstabe sollte wohl vor das SIS eingeschlagen werden. Vielleicht ist das bei der großen Arbeitsbelastung der Münzstätte unterblieben. Siscia hatte den ganzen Donauraum mit Kupfer- oder Pseudosilberstücken zu beliefern. Sirmium, die zeitweilige Residenz Constantins, beschränkte sich vor allem auf die Goldprägung.
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 19)…