Autor: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hahn
Christliche Pflichtlektüre auf aksumitischen Münzen*
Als das Christentum im 4. Jahrhundert hoffähig wurde, manifestierte sich dies bekanntlich auch in der Münztypologie. Die alte Problematik, wann und wie sich dies in der römischen Münzprägung auswirkte, ist viel diskutiert worden1. Daneben wurde behauptet, daß das Kreuz als Hauptsymbol des Christentums auf den altäthiopischen Münzen von Aksum sogar früher auftrat als auf römischen Münzen, wie überhaupt der Glaube in der traditionellen äthiopischen Geschichtsauffassung unausrottbar verhaftet ist2, der Aufstieg des Christentums zur Staatsreligion in Äthiopien (vorgeblich „um 330“) würde der Entwicklung im Römischen Reich vorangehen.
Die kritische Geschichtsforschung hat dieses Bild doch etwas zurechtgerückt und sieht in der Übernahme des damals sozusagen modernen christlichen Kultes durch König Ezanas von Aksum eine Art von „imitatio imperii Romani“. Das Auftreten christlicher Symbole erfolgte während des 4. Jahrhunderts in beiden Reichen unabhängig von einander und relativ gleichzeitig, wobei wir zwischen Bestandteilen des Münzbildes und bloßen Beizeichen (Kontrollzeichen) unterscheiden müssen.
Christliche Pflichtlektüre auf aksumitischen Münzen*…