Autor: Helmut Caspar
Das Geheimnis des „Reformationstalers“ von 1917
Das Münzgesetz vom 1. Juni 1900 erlaubte im deutschen Kaiserreich, fast 30 Jahre nach dessen Gründung, die Prägung von Gedenkmünzen. Von der Möglichkeit, Fünf- und Zweimarkstücke „als Denkmünzen in anderer Prägung“ herzustellen und damit auch aus der Gleichförmigkeit der Kursmünzen herauszukommen, haben viele deutsche Fürsten Gebrauch gemacht. Die Serie wurde 1901 von Preußen mit den bekannten und auch heute recht preiswert erhältlichen Zwei- und Fünfmarkstücken zum zweihundertjährigen Bestehen des preußischen Königtums eröffnet, versehen mit dem Doppelbildnis des ersten preußischen Königs Friedrich I. und seines Nachfahren Wilhelms II., der seit 1888 als deutscher Kaiser und König von Preußen herrschte.
Es folgten zahlreiche Gedenkmünzen zunächst zu zwei und fünf Mark, nach einem Änderungsgesetz von 1908 dann auch zu drei Mark. Eine der letzten und berühmtesten Dreimarkmünzen wurde in der sächsischen Münzstätte Muldenhütten (Münzzeichen E) geprägt und erinnert an die 1517 von dem Augustinermönch Martin Luther mit dem Thesenanschlag an die Wittenberger Schlosskirche ausgelöste Reformation. Dieses laut Jahreszahl 1917, im vorletzten Jahr des Ersten Weltkriegs, nach den Akten im Dresdner Münzkabinett aber erst 1918 in der äußerst geringen Gesamtauflage von nur einhundert Exemplaren geprägte Silberstück, ist die teuerste Reichsmünze und eine der schönsten und ungewöhnlichsten dazu.
Das Geheimnis des „Reformationstalers“ von 1917…