Autor: Peter Reissig
DDR-Papiergeld (Teil 10)
09. Das Militärgeld Die Deponierung und Bereitstellung von Militärgeld für den Kriegszustand im Fall des Operierens auf fremden Territorien sind keine Erfindung der DDR. Zu klären, inwieweit das Politbüro regelrechte Aggressionspläne zur Besetzung der Bundesrepublik und prinzipiell Westeuropas in der Schublade hatte, ist nicht Sache des Numismatikers, sondern eine Aufgabenstellung für Historiker. Eine Reihe von Dokumenten und Indizien scheinen dennoch diese Planungen zu bestätigen. Die SED – schon mit Ulbricht an der Spitze – propagierte für die Bevölkerung ausnahmslos den Begriff „Verteidigung“.
Die Nationale Volksarmee sei eine Verteidigungsarmee. Eine öffentliche Definition des Wortes „Verteidigung“ wurde vermieden. Man weiß – auch aus der Neuzeit –, dass selbst eindeutige Angriffe mit Hilfe fadenscheiniger Argumente, Lügen und willkommener Anlässe als Verteidigungsmaßnahmen ausgelegt werden können. Warum also sollten die Politbürospitzen 1980 – davor oder danach – sagen: Wir planen einen Angriff auf Westeuropa; lediglich der Tag „X“ ist noch nicht nennbar? Dazu gab es keinen Anlass. Auf alle Fälle war man auf diesen Tag „X“ vorbereitet – auch finanztechisch. So beschloss die SED-Führung in den Jahren ab 1980 die Deponierung von Militärgeld, den Druck von 200- und 500-Mark-Scheinen – auch eine militärpolitische Maßnahme –, Druck von Lebensmittelkarten sogar für den „DDRBezirk XVI“ (West-Berlin), vorsorgliche Internierung unliebsamer Zeitgenossen, Regelungen zum militärischen Dienstrang „Marschall der DDR“ und zur Verleihu…