Autor: Dr. Wendelin Kellner
Der römische Genius (Teil 1)
Die Römer pflegten an ihrem Geburtstag ihren Genius mit Weinspenden, Blütenkränzen und Weihrauch zu ehren. Bemerkenswert ist der Gebrauch des Wortes „genius“ in der Umgangssprache. Da konnte man sagen: „genio indulge“ (Aulus, Persius Flaccuus, V, 151), „sei deinem Genius gnädig“ im Sinn von „gönn dir was“, dabei konnte man „den Genius erfreuen“, wenn man aß und trank ohne dabei zu sparen. Diesem volkstümlichen Sprachgebrauch kommt man vielleicht nahe mit einem Begriff aus unserer Umgangs sprache. Der Frühling oder ein frischer Wind „weckt die Lebensgeister“. Das passt für die angenehmen Dinge, lässt sich aber auch auf den ernsthaften Versuch Diocletians anwenden, durch das Bild des Genius den alten Römergeist im Volk wieder „zum Leben zu erwecken“.
In der Hochsprache, und damit im amtlichen Gebrauch, meint „genius“ die „Lebenskraft“, die dem einzelnen Menschen aber auch jeder Gemeinschaft gegeben ist und die auch von bestimmten Orten und ihrer Geschichte (wir nennen das heute noch von dem „genius loci“) ausgehen kann.
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