Autor: Reinhard Falter
Der über den Kopf gebauschte Schleier (Teil 1)
Bei antiken Götter- und Mythendarstellungen gibt es eine Reihe festgelegter Gesten, die man kennen muß, um die Bedeutung einer Darstellung zu verstehen. So bezeichnet man die, in die Höhe gerissenen Arme als Geste des Erstaunens. Ein über den Kopf gelegter Arm bedeutet bei einer lagernden Figur Schlaf, bei einer stehenden (meist ist es Dionysos oder ein Satyr aus seinem Gefolge) Trunkenheit. Sich über der Brust am Gewand zupfen ist eine Geste der Nemesis, der Göttin des Schicksals. Taucht sie etwa bei einer Siegesgöttin auf, so bezeichnet sie Verachtung eines nicht ehrenhaften, sondern verbrecherischen oder hinterhältigen Feindes, den die Rache der Nemesis ereilt hat.
So erscheint Victoria z. B. auf den Siegesmünzen Hadrians über den letzten jüdischen Aufstand. (Abb. 1)
Der über den Kopf gebauschte Schleier (Teil 1)…