Autor: Peter Reissig
Die Mama des Bankiers
Ich habe satt das ewige Wie und Wenn; Es fehlt an Geld: nun gut, so schaff es denn! (Goethe) Die Geschichte wurde nach archivierten Unterlagen erzählt, die Namen verändert und die persönlichen Begebenheiten, z.B. mit dem Sohn, toten Ehemann, Vater, mit der Rentenkasse so geschildert, wie sie sich zugetragen haben könnten. Authentisch aber ist der Fälschungsfall. Eine Akte des Archivs der ehemaligen Staatsbank der DDR (jetzt Bundesarchiv) dokumentiert eine eigentümliche – aber auch schon früher praktizierte Methode der Herstellung so genannter Systemnoten, bei der nicht gezeichnet, fotografiert, geätzt, kopiert, gedruckt wurde.
Es gab tatsächlich die Rentnerin aus Bautzen, die 1952 nach einem ausgeklügelten System Falschgeld herstellte und dafür 2 Jahre ins Zuchthaus musste. In /2/ wurde bereits kurz berichtet. Der Prozess Dietrich war Richter am Kreisgericht Bautzen in der Lausitz. „Sie sind eine verstockte Lügnerin“ schrie er eine Frau namens Emma Fehse an, die mit versteinerter Miene auf der Anklagebank saß. Wer genau hinsah, bemerkte ein leichtes listiges Zucken in ihrem Gesicht. ‚Schrei nur’, dachte sie, ‚ich habe doch außer meiner Armut nichts zu verlieren – anders du, der angeschmiert da steht, wenn er nicht alles aus mir herausgequetscht bekommt! Ich gebe nur zu, was ihr ohnehin schon wisst – aber keinen Deut mehr’. Der Richter hielt unruhig die 43- seitige Vernehmungsakte der Volkspolizei, Tagebuch-Nummer 673/52, in der Hand und blätterte nervös in ihr herum, als suche er etwas bestimmtes, obwohl er sich vor der Verhandlung gründlich mit den Fakten befasst hatte.
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