Autor: Dr. Wendelin Kellner
Die Münzstätte Alexandria in Ägypten (Teil 6)
Münzen waren nie nur Geld, sie dienten immer auch der Propaganda. Die Administration in Alexandria verkündete unter Hadrian dem Land wieder einmal „Euthenia“, „das Aufblühen“. Sie ist dargestellt in Form einer ruhig auf eine Sphinx gelagerten Frau mit einer kleinen Uräusschlange am Haupt, Ähren und Mohnköpfen in der Hand. Die geflügelte Sphinx ist wohl Symbol für die Kraft des Nilwassers. Das Bild versprach dem Volk: Eine gute Ernte ist gesichert. So auch hier auf dem Hemidrachmon des 12. Jahres Hadrians (Abb. 1, mit der Jahreszahl L ΔωΔΕΚ = 127/128 n. Chr.). Auf dem Avers sieht man den Kaiser halb vom Rücken, mit Lorbeer, Panzer und Chlamys. Die Legende ist: ΑΥΤ ΚΑΙ − ΤΡΑΙ ΑΔΡΙΑ ΣΕΒ. Wohlstand versprechen auch die beiden Füllhörner mit den angedeuteten Früchten auf dem Obol des Jahres 13 (Abb. 2, mit L ΙΓ = 128/129). Der Avers ist ähnlich wie bei der vorigen Münze, nur sieht man den Kaiser von vorn, mit bloßer Brust, die linke Schulter leicht drapiert. Das Füllhorn ist das Horn der Ziege Amalthea. Von ihr erzählt der Mythos, sie habe einst den neu geborenen Zeus genährt (Kallimachos, Hymnus auf Zeus 49f).
Die Geburt des Zeus war Symbol einer guten Zukunft. Einst kündigte sich mit der Geburt des Zeus das Ende der Titanenherrschaft und der Beginn der Zeit der olympischen Götter an. So sollte jetzt noch einmal eine neue Zeit mit guter Regierung kommen.
Die Münzstätte Alexandria in Ägypten (Teil 6)…