Neben dem berühmten Palast von Knossos lebt Phaistos/Festos heutzutage eher ein Dasein in dessen Schatten. Obwohl beide Städte hochentwickelte Zentren der minoischen Kultur waren, überlebte Knossos in Gedächtnis der Massen um ein Weites besser. Gründe dafür können etwa die antiken Mythen rund um König Minos und dessen Sohn den Minotaurus sein, die sich in Knossos zutrugen. Oder es liegt daran, dass Phaistos im Gegensatz zu Knossos nach den Ausgrabungen nicht „renoviert“ wurde. Während Knossos unter dem Archäologen und Ausgräber Sir Arthur Evans umfangreich neu aufgebaut wurde – was nach heutigen Maßstäben als Sakrileg in der Archäologie zu sehen ist – wurde Phaistos nur den klassischen Erhaltungsmaßnahmen unterzogen.
Dieser Stater aus der Mitte des 4. Jh. v. Chr. bezieht sich in seinen Darstellungen wieder stark auf die lokalen Mythen. Auf dem Revers sitzt Herakles mit seinen klassischen Attributen Bogen und Köcher sowie Keule und Löwenskalp. Eine der Aufgaben des Herakles war es, den kretischen Stier zu fangen, der auf der Insel wütete, nicht zu verwechseln mit dem Minotaurus. Mit der Legende ΦAIΣTIΩN wird auf die Prägestätte verwiesen. Auf dem Revers befindet sich ein Stier in einem Olivenkranz, erneut mit der gekürzten Legende ΦAIΣ.
Numismatica Ars Classica NAC AG, Auktion 132 (2022), Los 283. (Zuschlag: 130.000 CHF).