Autor: Uwe Bronnert
„Es führt eine Brücke nach Osten hinüber ins Memelland“
„Es führt eine Brücke nach Osten hinüber ins Memelland“, so beginnt das Memellied. Die Brücke verbindet noch heute die Stadt Tilsit mit dem anderen Memelufer. Sie wird auf einem Notgeldschein der Stadt Tilsit vom 12. November 1921 über 1 Mark skizzenhaft abgebildet (Abb. 1). Der dazugehörige Text macht ironisch auf die veränderte Situation aufmerksam, die sich aus der Abtrennung des Memelgebietes nach dem ersten Weltkrieg für die Stadt ergibt. Für viele ist heute dieser Landstrich kein Begriff mehr. Über die Hintergründe, die zur Entstehung des Memelgebietes führten und seine weitere Geschichte, will dieser kleine Artikel aufklären.
Der erste Weltkrieg war noch im vollen Gange und die deutsche Niederlage zeichnete sich bereits ab, als am 3. Oktober 1918 die kaiserliche Regierung den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson ersuchte, Friedensverhandlungen herbeizuführen und zwar auf der Grundlage seiner Kongressbotschaft vom 8. Januar d. J. In ihr hatte der amerikanische Präsident in Vierzehn Punkten ein Programm für eine Friedensordnung niedergelegt, die das Prinzip der Gerechtigkeit allen Völkern und Nationalitäten gegenüber beschwor.
„Es führt eine Brücke nach Osten hinüber ins Memelland“…