Autor: Kurt Biging
„Geld-Surrogate“ des „Kriegskommunismus“
Im zaristischen Russland gab es Anfang des 20. Jahrhunderts stabile Finanz- und Geldverhältnisse. Deshalb konnten sowohl der Staat als auch territoriale und örtliche Einrichtungen und Firmen in großem Umfang eine nahezu unüberschaubare Anzahl von in- und vor allem ausländischen Anleihen aufnehmen. Mit Beginn des I. Weltkrieges wurde dann aber schnell deutlich, dass man damit weit über seine Verhältnisse gewirtschaftet hatte. Die Februar- sowie die Oktoberrevolution des Jahres 1917 taten ein Übriges. Die Probleme, mit denen weder der zaristische Staat noch die Provisorische Regierung zurechtkamen, überforderten dann auch die an die Macht gelangte Sowjetregierung. Deren erste Projekte zur Stabilisierung scheiterten an dem Bürgerkrieg gegen die von ausländischen Interventionstruppen unterstützten Anhänger des zaristischen Regimes, der alle verfügbaren Kräfte und Mittel einforderte. Im Zeitraum von 1917/18 bis 1921 sah sich das Land in einem Zustand der vollständigen Desorganisation des wirtschaftlichen und finanziellen Lebens.
Münzen aus Silber und Kupfer, die in ständig abnehmender Anzahl noch bis 1917 gefertigt worden waren, verschwanden im Prinzip vollständig aus dem Umlauf. Papiergeld aus der Zarenzeit und der Periode der Provisorischen Regierung sowie örtliche Provisorien und Notgeldscheine waren zwar vorhanden, reichten aber nicht aus, um den mit der fortschreitenden Inflation ständig steigenden Geldbedarf zu decken. Zudem verlor das umlaufende Geld mehr und mehr an Glaubwürdigkeit und Akzeptanz und wurde zunehmend durch einen Tauschhandel ersetzt. Diese Periode erhielt im Nachhinein auf dem X. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion im März 1921 die Bezeichnung „Kriegskommunismus“.
„Geld-Surrogate“ des „Kriegskommunismus“…