Autor: Univ.-Lekt.Lic.Dr.Dr Günther E. Thüry
Götter, Geld und die Gelehrten (Teil 5)
Für den antiken Menschen ist die Natur, die ihn umgibt, allenthalben von Gottheiten bewohnt. Dem damaligen Reisenden ist daher bewusst, dass er wie ein ungerufener Gast die Wirkungsbereiche wechselnder lokaler Mächte durchquert. Er sieht sich also in der Lage eines Fremden, der immer wieder für sein Eindringen um Nachsicht bitten muss. Auf diese Nachsicht und auf göttliche Hilfe bei Gefahren, die ihm unterwegs drohen, ist der Reisende angewiesen. Er betet und kommt nicht mit leeren Händen, sondern opfert auch hier und da. Solche Opfer, die speziell beim Passieren von Gebirgen niedergelegt wurden, haben wir in den ersten vier Folgen unserer Serie behandelt. Das gleiche Phänomen, das wir mit dem Begriff des „Passageopfers“ bezeichneten, tritt aber auch überall dort auf, wo sich dem Reisenden Flussläufe in den Weg stellten. Überschritt man sie auf einer Brücke oder durch eine Furt, opferte man den Gewässergottheiten Münzen und andere Gegenstände.
Man warf sie in den Fluss, um göttlichen Unmut über die begangene „Besitzstörung“ zu besänftigen, um eine unfallfreie Passage zu erbitten oder um sich – auch das ist literarisch einmal bezeugt – danach dafür zu bedanken (Aristeides, Hieroi logoi 2, 27). Dazu kommt aber außerdem, dass man Hindernisse in der Natur als von den Göttern gezogene Grenzlinien empfunden hat, für deren Überschreitung eine Entsühnung nötig war.
Götter, Geld und die Gelehrten (Teil 5)…