Autor: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hahn
Grundzüge der Altbaierischen Münz- und Geldgeschichte (Teil 3)
Nach dem Tode König Ludwigs d. Deutschen (876) kam das baierische Regnum sukzessive an seine Söhne Karlmann (876-80), Ludwig (III.) d. Jüngeren (879/80-82) und Karl d. Dicken (882-87), die sich auch mehrmals in Baiern aufhielten. Karlmann (877-79) und Karl d. Dicke waren zudem Könige im Regnum Italiae (877-79, bzw. 879-87), letzterer erlangte 881 sogar die römische Kaiserwürde (Karl III.). Aus den norditalienischen Münzstätten Mailand, Pavia und Venedig stammen auch die meisten, ihnen sicher zuweisbaren Münzen. Hier war der Xristiana-Religio-Typ ohne Münzstättennennung weitergeführt worden, so daß die drei in Frage kommenden Münzstätten kaum bis gar nicht unterschieden werden können1. Dagegen heben sie sich sehr wohl von allen nicht-italienischen Prägungen ab, weil sie im letzten Drittel des 9. Jahrhunderts zunehmend breitere und zugleich dünnere Schrötlinge verwenden (von 21 mm um 860 über 24 mm um 870 bis maximal 37 mm um 890), so daß sie ein halbbrakteaten-ähnliches Aussehen bekommen. Unter Karl d. Dicken ist der italienische Einfluß auch personell in Gestalt seines Kanzlers, des Bischofs Liutward von Vercelli (879/80-87) faßbar.
Dieser zettelte nach seinem Sturz im Jahre 887 eine Verschwörung gegen den Kaiser an, in deren Verlauf Karls Neffe Arnulf, ein illegitimer Sohn König Karlmanns, der von seinem Vater Karantanien (Kärnten) und Oberpannonien (Westungarn) zur Verwaltung bekommen hatte, seinen Onkel entthronte und mit dem Anspruch auf das gesamte karolingische Erbe auftrat (November 887)2. Er erbte sozusagen auch die königliche Kanzlei und Hofkapelle Karls d. Dicken.
Grundzüge der Altbaierischen Münz- und Geldgeschichte (Teil 3)…