Autor: Marco Freek
Nach 700 Jahren – Die Belle Epoque im Zeichen des Untergangs (II)
Von der ungarischen Königskrönung abgesehen, wurden keine größeren Festlichkeiten aufgrund des Generationenwechsels veranstaltet; schließlich befand man sich ja schon im dritten Kriegsjahr. Der Entente, also dem Kriegsgegner, war bewußt, daß der Weltkrieg auch mit der Anheizung von innenpolitischen Öfen für sich entschieden werden könnte. Deshalb wurde beispielsweise Tschechiens Freiheitsdrang vom Ausland aufgestachelt und somit der Widerstand gegen das dualistische System verschärft. Kaiser Karl mußte seine Energien jedoch auf mehrere Fronten verteilen – natürlich mit Haupt- augenmerk auf das eigentliche Kriegsgeschehen.
Ein Grund der harten und besessenen Kriegsführung auf mehreren Fronten – ohne wesentliche Berücksichtigung österreichisch-ungarischer Interessen – war in der militärischen Hierarchie ab dem 6. Sep – tember 1916 zu finden: Der deutsche Kaiser hatte die oberste Leitung der Mittelmächte inne. Nach seinem Regierungsantritt eignete sich Karl die Führung der österreichisch- ungarischen Armee an und ersetzte auch den ungeliebten Generalstabschef Conrad von Hötzendorf. Kurz darauf startete U.S.-Präsident Wilson Anfragen auf beiden Seiten, um konkrete Friedensvorschläge zu erhalten. Österreich- Ungarn stand dem Friedensversuch Wilsons grundsätzlich sehr positiv gegenüber, jedoch war Deutschland damals schon der „größere Bruder“; Österreich konnte somit nichts gegen die übermächtigen Wirtschaftsinteressen des Kriegspartners unternehmen.
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