Spezielle Motive auf Münzen waren in gewisser Weise ein Aushängeschild antiker, griechischer Städte, durch die sie sich selbst identifizierten und auch identifizierbar waren. Darum kam es oft zu sehr individuellen Darstellungen, die eine Zuordnung bereits auf den ersten Blick ermöglichen. Doch geschah es auch, dass manche Städte die Motive anderer Städte übernahmen, manchmal sogar von verfeindeten Städten.
Diesem spannenden Phänomen widmete sich Dr. Marc Wahl in seiner kürzlich erst erschienenen Studie „Motivwanderungen. Studien zu Übernahme und Verbreitung von Münzmotiven der Westgriechen in der Klassik“, die auf seiner 2017 eingereichten Dissertation beruht. Als Hintergründe, wie sich diese Motivwanderungen erklären lassen, identifizierte Wahl drei Bereiche. Die Gründe könnten sowohl politisch, ökonomisch oder auch artistisch-ästhetisch sein. Als Beispiele geht Wahl auf die Münzprägung während der Älteren Tyrannis auf Sizilien ein, die Übernahmen der syrakusanischen Tetradrachmen des Graveurs Kimon in Thessalien und Kilikien, sowie die Motivimporte und -exporte in der Landschaft Kampanien.
Marc Philipp Wahl, Motivwanderungen. Studien zu Übernahme und Verbreitung von Münzmotiven der Westgriechen in der Klassik. VIN 24 (Wien 2021)
https://numismatik.univie.ac.at/forschung/publikationen/veroeffentlichungen-des-instituts-vin/vin24/