Autor: Dr. Wendelin Kellner
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 23)
Manche Römermünzen geben uns Rätsel auf. Ob mit Absicht? Wer ist der junge Mann, der auf der Siliqua von Antiochia (Abb. 1) zum Himmel aufblickt? Sie hat keine Namenslegende. Die Festinschrift VOTIS / XV / ∙ / MVLTIS / XX im Kranz (darunter ANT) muss genügen. Constantin II.? (So hat Paul Gerin die Münze eingeordnet, Sammlung Voetter, Wien, 1921, 51 Nr, 11) Der RIC VIII, 514, 35 legt sie zu Constantius. Die Zahl der Vota ist Hinweis auf ein Regierungsjubiläum. Sie spricht für Constantius. Der wurde 324 zum Caesar ernannt, konnte also 339 ein Jubiläum feiern. Tatsächlich ließ ihn allerdings der Vater (nach RIC p.52) schon 335 zusammen mit seinen eigenen Tricennalia schon Quindecennalia feiern.
Das Perldiadem spricht aber doch für einen Termin etwas nach 337. Der „Himmelsblick“ „unterstreicht den engen Kontakt zwischen dem Kaiser und der himmlischen Macht“ (J. Moreau, Jahrbuch für Antike und Christentum 2, 1959, 177). Die Gesichtszüge sind schön aber unpersönlich, wie meist in der Hofkunst dieser Zeit. Viel mehr verrät uns auch das (etwa gleichzeitige?) Stück Abb. 2 nicht. Es ist ein Bleisiegel; von oben inks bis unten rechts reicht ein Kanal für die Schnur. Avers: Haupt mit Perldiadem. Revers: Gut ausgearbeiteter Kranz, darin: TOV / V – X / MVL. Die beiden ersten Zeilen spiegelverkehrt für VOT XV.
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 23)…