Autor: Dr. Wendelin Kellner
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 27)
Kaiser Julian wurde von Freunden in den Himmel gehoben, von Gegnern in den Dreck gezogen. Wer war er wirklich? Ein Philosoph, vorzüglich bewandert in den freien Künsten (Eutrop 10,16, 3)? Ein junger Mann, traumatisiert durch die Ermordung seines Vaters und seiner Verwandten? Ein „Apostat“(Augustin, De civitate dei V,21)? Ein Mann von inniger Frömmigkeit oder ein Phantast, verfangen in die abergläubischen Vorstellungen der absterbenden antiken Religion? Ein Mann, der „unbeherrscht auch bei nichtigen Anlässen nach Beifall haschte“ (Ammian 25,4,18)? Oder einer „unter dessen Regierung man hätte meinen können, jene alte Göttin der Gerechtigkeit sei wieder zur Erde zurückgekehrt“ (Ammian, 25,4,19)? Es lohnt sich mehrere Bilder von ihm anzusehen.
Münzen haben solche überliefert. Man kann durch sie einen ungewöhnlichen Menschen mit großen Fähigkeiten und Schwächen kennen lernen, bewundernswert und zu bedauern. Als Julian im Februar 360 in Paris von meuternden Soldaten zum Augustus erhoben worden war, musste er gleich für die gallischen Legionen sorgen. „Sie waren durch die Mühen in Gallien erschöpft und hatten weder eine Schenkung noch Sold (nec donativum nec stipendium) erhalten, seit den Tagen, als Julian dorthin geschickt worden war“ (Ammian 17,9, 6). Julian hat offensichtlich nicht nur an die Soldaten in Paris, sondern an alle gallischen Legionen spätestens zum 5. Jubiläum seiner Caesarenernennung, also anlässlich des Festes der vota quinquennalia am 6. November 360, beachtliche Summen verteilt. In Paris hatte er den Soldaten 5 Goldstücke und ein Pfund Silber versprochen (Ammian 20, 4, 18).
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