Autor: Dr. Wendelin Kellner
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 4)
Kaiser Nero, vielgeliebt und vielgehasst, regierte als Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus von 54-68 n. Chr. Als er mit knapp 17 Jahren Kaiser wurde, war er Liebling der Römer. Er war ein guter Reiter. „Bei seiner Mündigkeitserklärung veranstaltete er mit den Prätorianern eine Übung (eine decursio), bei der er selbst das Kommando übernahm“ (Sueton, Nero, 7). Der Sesterz zeigt auf dem Avers seine Büste mit Lorbeerkranz und Andeutung der Aegis auf der Brust. (Abb. 1, das Stück stammt aus einer griechischen Sammlung.) Die Legende: NERO CLAVDIVS CAESAR AVG GERM P M [TR P IMP P P]. Auf dem Revers sollte DECVRSIO stehen, was allerdings nicht zu sehen ist. Im Feld zwischen S – C reitet der Kaiser eine Lanze haltend nach rechts, hinter ihm ein Begleiter der ein Vexillum trägt.
Das Portrait ist beschädigt, man hat ihm einen Stempel mit dem (griechischen) Namen des Generals Galba, den die Legionen im Jahr 68 an Stelle des inzwischen verhassten Nero zum Kaiser erhoben hatten, über Nase und Stirn geschlagen: ΓAΛ KAI. Man kennt solche Stempel auf Münzen der Stadt Perinthus, der Metropole der im Jahr 46 eingerichteten Provinz Thracia. Höchstwahrscheinlich ist auch dieser Sesterz dort geprägt. Das Bildmotiv ist aus Rom übernommen, auch der Stil ist kaum von dem dort üblichen zu unterscheiden; die schwach gezeichneten (wohl ohne Hilfe von Punzen gravierten) Buchstaben sind aber typisch für jene Gegend. Schon bei den Gegenstempeln des Claudius auf Münzen des Augustus (mt 10/2007 Abb. 14 und 15) und bei einem Ass des Claudius (mt 1/ 2008 Abb. 24) war auf jene Gegend hinzuweisen.
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 4)…