Autor: Dr. Wendelin Kellner
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 5)
Ungewöhnlich sind unter den Münzen des Antoninus Pius (138-161 n. Chr.) frühe Prägungen ohne Augustustitel. Hadrian hatte sich in Antoninus einen tüchtigen Beamten als Nachfolger ausgewählt. Nach dem Tod Hadrians am 10. Juli 138 weigerte sich der Senat, dessen Anordnungen, zu denen auch die Nachfolgeregelung gehörte, zu bestätigen. Ob das die eigentümlichen Prägungen erklärt? Ein Denar (Abb. 1) aus dem Jahr 138 hat auf dem Avers den Kopf des Kaisers (ohne Kranz) und IMP T AEL – CAES ANTONINVS.
Die Züge erinnern etwas an die Hadrians. Auf dem Revers steht die verschleierte Pietas mit erhobener Rechten nach links vor einem verziertem Altar. Dazu ist als Fortsetzung der Titel-Legende zu lesen: TRIB – POT· COS. Mit der Adoption am 25. Februar 138 war Antoninus nicht nur Caesar und Mitglied der Familie der Aelii geworden, er hatte auch den militärischen Oberbefehl und die tribunizische Gewalt erhalten (SHA, Ant. Pius 6,7) – daher das IMP und TRIB POT. Ein erstes Konsulat hatte er schon 120 innegehabt. Die Frage ist, warum auf den Münzen der Serie, zu der das Stück gehört, kein AVG steht. Harold Mattingly (BMC III, London 1936 p. 369) reiht sie in die Prägungen von Februar bis Juli 138 ein, also in die Zeit als er nur Caesar war. Dagegen gehören sie für Philip V. Hill (The dating and arrangement of the undatet coins of Rome A.D. 98-148, London 1970, p. 177) schon zu einer 3. Emission nach der Erhebung zum Augustus.
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