Autor: Dr. Wendelin Kellner
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 9)
Aus den Münzen des M. Cassianus Latinius Postumus, der von 260-269 den westlichen Teil des Imperium Romanum (das „gallische Reich“) regierte, lässt sich eine bunte Reihe verschiedener Stile und Handschriften zusammenstellen. Beim ersten Antoninian (Abb. 1) wirkt das Portrait fremd. Es ist eine frühe Prägung aus der Hauptmünzstätte (Köln?), geprägt kurz nach der Anfangsprägung mit langer Legende. Hier ist die Legende schon etwas gekürzt: [IMP] C POSTVMVS•P•F•AVG. Die Büste mit der Strahlenkrone ist, wie fast immer, drapiert, mit leichter Andeutung des Panzers.
Auffällig ist die stark abstrahierte Figur der nach links schreitenden VICT-O-R-[IA AV]G mit dem davor sitzenden kleinen Gefangenen. Diese Art der Zeichnung ist nun kein Zeichen irregulärer Prägung: es gibt sie ganz ähnlich schon bei den offiziellen Prägungen des Gallienus. Typisch für diese „gallischen“ Figuren sind die (sehr) kleinen Brüste, die unter den Armen angedeutet sind. Was das Portrait angeht, bietet eine AE-Prägung (Abb. 2) in ihrer primitiven Rohheit einen scharfen Kontrast. So durfte man in einer regulären Münzstätte den Kaiser nicht darstellen. Bei Pierre Bastien, Le Monnayage de Bronze de Postume, Wetteren 1967, finden sich Stücke mit ähnlichem oder gleichem Portrait mit VICTORIA AVG (Tf. 61, 379h) und auch mit LAETITIA AVG (Tf. 59, 273s und 273t).
Ungewöhnliche und irreguläre Römermünzen (Teil 9)…