Autor: Arne Stolorz
Von den Anfängen bis heute – Münzen erzählen Religionsgeschichte (Teil 2)
12. Die Legende von Romulus und Remus (Römischer Follis, ca. 330 n. Chr.) Die Geschichte der Christenheit ist in den ersten Jahrhunderten auf engste verbunden mit der des Römischen Reiches. Daher ist es für eine Darstellung der Kirchengeschichte unerlässlich, den Blick auf die Entwicklung des Römischen Reiches zu richten. Nach der römischen Mythologie waren die Gründer Roms Romulus und Remus, Kinder des Kriegsgottes Mars und der Kriegsgöttin Rhea Silvia bzw. Ilia, die auf dem Tiber ausgesetzt, gerettet und von einer Wölfin gesäugt wurden.
An der Stelle, wo sie ausgesetzt waren, gründete Romulus, der nach einem Streit seinen Bruder erschlagen hatte, im Jahr 753 v. Chr. die Stadt Rom. Das Motiv der die Zwillinge stillenden Wölfin taucht in der römischen Kunst und auch auf römischen Münzprägungen seit dem dritten vorchristlichen Jahrhundert auf. Die vorliegende kleine Bronzemünze (nach der Währungsreform Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr., „Follis“ genannt) – ein nettes Beispiel, dass recht hübsche und mythologisch interessante Münzen bereits für wenige Euro zu erwerben sind – gehört zur sogenannten „Urbs Roma“ („Stadt Rom“) Serie unter Kaiser Konstantin I. und seinen Söhnen und dürfte um das Jahr 330 geprägt worden sein. Anders als nahezu alle Münzprägungen des römischen Kaiserreiches ist auf ihrer Vorderseite keine physische Person (meist der Kaiser) abgebildet, sondern eine mythologische Gestalt, in hellenistischer Tradition die Personifikation der Stadt Rom. Die Rückseite zeigt das beschriebene…